Grundsätzlich reichen vier Glastypen aus und gehören zur Grundausstattung
- Das bauchige Rotweinglas, das den Rotweinen wegen seines grösseren Spiegels das Atmen ermöglicht und dem Weintrinker durch die Verjüngung nach oben die Duftstoffe zuspielt.
- Ein kleineres, tulpenförmiges Glas für die Weissweine. Weissweingläser haben ein kleineres Volumen, damit die feine Aromatik sich besser entfalten kann und die Temperatur sich durch den rascheren Konsum nicht so schnell verändert.
- Eine schlankes, leicht bauchiges Schaumweinglas oder eine Flûte, die die feine Perlage sichtbar nach oben strahlen lassen und die Kohlesäure besser halten.
- Ein kleineres, niedriges Glas mit Stiel für alkoholverstärkte Weine wie Portwein, Sherry, Madeira, Dessertweine und Ähnliches.
Die meisten Weingebiete besitzen auch ihre eigenen traditionellen Weingläser, die nicht immer den Ansprüchen an ein ideales Glas genügen.
Das perfekte Weinglas
- Ist dünnwandig, klar und glatt, damit die Farbe, die Leuchtkraft und Brillanz des Weins erkannt werden können. Jeglicher Schliff oder Verzierung würde eine objektive Beurteilung verunmöglichen.
- Hat einen ausreichend langen Stiel.
- Der Kelch verjüngt sich nach oben, wodurch die feinen Aromastoffe konzentriert zur Nase gelangen.
Regeln im Umgang mit dem Weinglas
- Achten Sie darauf, dass das Glas frei von Fremdgerüchen, das heisst geruchsneutral, ist.
- Füllen Sie das Glas nur bis zum breitesten Durchmesser des Kelchs, dies entspricht in etwa einem Drittel.
- Halten Sie das Glas ausschliesslich am Stiel oder allenfalls am Fuss. Die Handtemperatur beeinflusst auch die des Weins und verändert die Duftstoffe. Auch die Klarheit des Glases dürfte durch Hand- und Fingerfett beeinträchtigt werden.
- Durch das Schwenken des Glases wird dem Wein Sauerstoff zugeführt. Er entfaltet dadurch zusätzlich sein Aroma.
- Spülen Sie die Gläser vorsichtig, wenn möglich mit der Hand. Vermeiden Sie Waschmittelrückstände (verhindern beim Schaumwein die Bildung der Perlage), spülen Sie immer gründlich klar. Trocknen Sie das Glas mit einem fusselfreien Tuch
- An der Tafel deckt man die verschiedenen Gläser in der Folge der Gänge von aussen nach innen.
Text: List Medien AG/Belinda Stublia
Wie entstand das moderne Weinglas?
Das moderne Weinglas wurde in den 1950er Jahren entwickelt. Modern heisst dünnwandig, farblos mit glatter Oberfläche und mit der Erkenntnis, dass ein Zusammenspiel von Form und Grösse des Glases und dem Genuss von Wein besteht.
Das erste solche Glas wurde 1958 von Riedl speziell für verschiedene Rebsorten entwickelt. Vorher waren für das Aussehen von Weingläsern nur Mode, vorhandenes Material und Verarbeitungsmöglichkeiten entscheidend. Als Urform des Glaskelchs gelten die Trinkgefässe aus Alabaster aus dem alten Ägypten. Mit der Erfindung der Glasmacherpfeife zu Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. konnte Glas nach Belieben geformt werden. Bald erreichten Gläser eine erste Blüte und verdrängten Keramik- und Metallbecher. Unsere edlen, dünnwandigen und hochstieligen Trinkläser reichen ins Venedig des 16. Jahrhunderts zurück. Nach einigen Umwegen über Barock und Jugendstil werden jetzt eine Vielzahlt von weinfreundlichen Gläsern angeboten.
Ihr Weinexperte Jan Schwarzenbach