Weinanbau in Portugal
Portugal blickt auf eine alte und turbulente Weinbaugeschichte zurück und ist vor allem für Portwein, Madeira und die Korkproduktion bekannt. Es ist darüber hinaus aber auch das Land unzähliger autochthoner Rebsorten, und das Douro-Gebiet war eines der ersten herkunftskontrollierten Gebiete überhaupt.

Geschichte des Weinbaus in Portugal
Die ersten Rebstöcke brachten die Phönizier in das Gebiet des heutigen Portugals. Später betrieben die Griechen und Römer dort Weinanbau. Mit der Eroberung Portugals durch die Mauren kam die Weinproduktion im Frühmittelalter zum Erliegen. Erst nach der Gründung mehrerer Klöster belebten die Zisterzienserorden den Weinanbau Portugals erneut. Wichtige Impulse gingen auch von König Dinis (1279–1325) aus. Als grosser Förderer der Landwirtschaft trieb er die Kultivierung von Reben voran. Mit den Erlösen baute er eine Flotte auf – eine wichtige Voraussetzung für den späteren Seehandel.
Nach Erlangung der Unabhängigkeit im Jahre 1385 begann das Land insbesondere mit England einen regen Handel zu betreiben. Den weltweiten Vertrieb begünstigte die Verzollung französischer Weine ab dem Jahr 1693. Die Entdeckung des Dourotals als Weinbaugebiet Portugals war die Geburtsstunde des Portweins, der heute den grössten Exportanteil der ausgeführten Weine einnimmt. Als erstes Land der Welt begrenzte Portugal das Weinanbaugebiet für ein bestimmtes Erzeugnis auf die Region Douro. Das sicherte nicht nur die Qualität des begehrten Süssweins, sondern schaltete auch die Konkurrenz aus. Seither dürfen sich nur in Douro hergestellte Produkte Portwein nennen. Einen grossen Rückschlag erlebten die Winzer im 19. Jahrhundert: Reblaus und Mehltau vernichteten einen Grossteil der Rebbestände. Eine allmähliche Wiederbelebung fand erst ab den 1930ern statt. Die Nelkenrevolution und der Beitritt zur EU verhalfen dem Weinhandel zu neuem Aufschwung.
Heute stellt der Weinanbau für Portugal einen wichtigen Wirtschaftszweig dar, der rund 15 Prozent der Bevölkerung Beschäftigung bietet. Neben dem Portwein gewinnen auch Tafelweine zunehmend an Bedeutung. Insbesondere der liebliche Mateus Rosé findet weltweit Anhänger.
Klima
Für den Weinbau bietet Portugal klimatisch beste Voraussetzungen. Dabei variiert das Klima von Region zu Region. Die klimatischen Unterschiede bewirken eine grosse Vielfalt an Weinen. Erzeugnisse aus dem Landesinneren fallen schwerer aus. Das heisse Klima bringt hier tanninreichere und aromatischere Tropfen hervor. In den nördlicheren Weinbaugebieten Portugals sorgt der Atlantik für Kühle und viel Regen. Dennoch sind die Sommer lang, sodass insbesondere weisse Beeren bestens ausreifen und ideales Traubengut für frische und leichte Weissweine liefern.
Die Vinhos Verdes sind leichte, frische und perlende Rotweine, Rosés und Weissweine. Sie entstehen zumeist durch den Verschnitt von verschiedenen aus den nördlicheren Weinbaugebieten Portugals stammenden Rebsorten. Sortenreine Vinho Verdes keltern die Winzer häufig aus Loureiro und Alvarinho. Zum Geschmacksprofil eines Vinho Verdes gehören ausgeprägte Fruchtigkeit und eine grosse aromatische Ausdrucksstärke. Die spritzigen weissen Tropfen sowie die perlenden Schaumweine sorgen an Sommertagen für einen erfrischenden und leichten Genuss. Für süsseren und kräftigeren Trinkgenuss sorgen die nach der Hafenstadt Porto benannten Dessertweine. Das Herstellungsverfahren prägt den Charakter eines Portweins. Meist werden die Rebsorten Tinta Barocca und Touriga Nacional zunächst zu Most verarbeitet. Die Beigabe von Weindestillat stoppt den Gärprozess. Wichtig ist, zu welchem Zeitpunkt der Wein aufgespritet wird. Denn das entscheidet über Restzucker und Süsse. Anschliessend reift ein Portwein mindestens zwei Jahre im Fass. Mittels verschiedener Traubensorten und Ausbauarten erreichen die portugiesischen Kellermeister eine breite Geschmackspalette. Am fruchtigsten sind Rubys, nussige Aromen weisen Tawnys auf, ein noch komplexeres Aromaspektrum erreichen die mindestens vier Jahre reifenden Vintage Ports. Auch von der Insel Madeira stammen fruchtige Süssweine aus dem Weinanbau Portugals. Sie werden mit Weinbrand versetzt. Die Bandbreite reicht von opulenter Süsse über trockene Varianten bis zu säuerlich akzentuierten Exemplaren. Der Löwenanteil des portugiesischen Exports fällt einigen wenigen Grossbetrieben mit ihren Marken zu, zum Beispiel Sogrape mit dem Mateus. Die Erzeugnisse aus dem Weinbau Portugals tragen bezugnehmend auf den Reifegrad folgende Bezeichnungen:
- verde (junger Wein)
- maduro (alter oder gereifter Wein)
- reserva (bei Rotweinen mindestens 3 Jahre Reifezeit, davon ein Jahr in der Flasche; bei Weissweinen mindestens ein Jahr Reifezeit, davon 6 Monate in der Flasche)
- garrafeira (wie Reserva, aber mit höherem Alkoholgehalt)
Rebsorten des Weinbaugebiets Portugal
Kein anderes europäisches Land weist eine so grosse Vielfalt an autochthonen Rebsorten auf. Dank der klimatischen und geologischen Unterschiede zählt der Weinabbau in Portugal rund 500 Sorten. Von diesen Castras genannten autochthonen Trauben sind circa 340 Arten zur Weinherstellung zugelassen.
Die meistangebauten roten Rebsorten sind Castelão Francês, Touriga Franca, Trincadeira Preta, Baga, Vinhão, Tinta Barroca, Rufete, Aragonez, Tinta Carvalha und Mourisco tinto. Die wichtigsten weissen Sorten sind Ferñao Pires, Malvasia, Síria, Loureiro branco, Arinto, Vital und Azal branco.
Produzenten
In den meisten Weinbaugebieten Portugals keltern die Winzer auf kleineren Weingütern. Grossbetriebe wie Sogrape dominieren dagegen den Export.
Rebfläche und Produktionsmenge
In Portugal erzielt der Weinbau jährlich eine Menge von 6 bis 7 Millionen Hektolitern. Das Traubengut hierfür entsteht auf den rund 230 000 Hektaren Rebfläche.